Die Magie der Wüste

Robert Kriegs und Monika Noltes Dokumentation «Desert Inspiration» führt uns in den Süden Marokkos, in die magische, ursprüngliche Welt der Nomaden.

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Manchmal muss man den Bildern mehr vertrauen als der Geschichte, die sie erzählen. Manchmal ihrer Aura mehr Glauben schenken als dem Skript, das ihnen unterlegt ist. So verhält es sich auch bei Robert Kriegs und Monika Noltes Dokumentation «Desert Inspiration», die uns in den Süden Marokkos führt. Was wir sehen, ist die magische, ursprüngliche Welt der Nomaden – ihre bis zur Ekstase reichenden Musikrituale, ihre brüderliche Solidarität und ihre Nähe zur Natur. Um den Aufnahmen aus der Wüste, dieser goldenen Weite, zur Geltung zu verhelfen, hätte es allerdings keine Erzählfigur wie den Sinti-Gitarristen Lulo Reinhardt gebraucht. Dessen Gerede vom esoterischen Aussteigertum wirkt kitschig und klischiert. Die Landschaft scheint gegenüber diesem dramaturgischen Fehlgriff hingegen erhaben. Sie erzählt ihre eigene Geschichte mit majestätischer Anmut.

Hay.

NZZ, 1. Dezember 2015