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„Das Bild hat mich nicht losgelassen“

Kölner Filmemacher traf 1989 in Betlehem den Jungen, der Sonntag OB Schramma führt

Die Koffer sind schon gepackt. Nichts besonderes für Robert Krieg. Der Kölner Filmemacher ist viel in der Welt unterwegs, hat auf vielen Erdteilen gedreht. Mal ging es etwa um die kubanische Wirtschaftskrise, mal um deutsche Auswanderer in Chile. Doch die reise, die der 59-jährige am heutigen Samstag als Teil der Städtepartnerschafts-Delegation um OB Fritz Schramma antritt, ist selbst für ihn ungewöhnlich.

Denn der Auslöser der Reise liegt fast 20 Jahre zurück. "Das Bild hat mich nicht losgelassen", sagt Krieg. 1989 war er mit einem Filmteam schon einmal in Betlehem. Auf einem Marktplatz geriet er in eine Auseinandersetzung zwischen der Zivilbevölkerung und israelischen Besatzungstruppen. Die Palästinenser warfen Steine, die Soldaten schossen mit Gasmunition.

Als sich die Situation auflöste, standen sieben kleine Kinder in einer engen Straßen: Musa, Haju, Mohammed, Mohunnard und Bahar – an diese Namen kann Krieg sich noch heute erinnern. Der Fotograf drückte auf den Auslöser, während einige Pänz lachend mit ihren Fingern das Siegeszeichen formten. Wenig später reiste das Filmteam zurück. Die Bilder für den Film "Intifada" (Aufstandsbewegung in Palästina) waren ja im Kasten.

Die Erinnerung aber blieb: "Auf der einen Seite diese Lebensfreude, auf der anderen diese Gewalt. Unvergesslich." Und weil sich die Situation dort immer weiter verschärfte, war das Thema für Krieg nicht abgearbeitet. Er machte sich auf die Suche. "Im Sommer schickte ich einem Freund eine E-Mail mit dem Foto. Er wollte eine Kopie mit dem Gesuch in einem Café´dort aufhängen, da stand schon der Bruder von haju hinter ihm." Auch die anderen waren schnell gefunden. Ein Glücksfall.

Heute sind die "Jungs" erwachsene Männer. Über ihr Leben unter der Besatzung dreht Krieg nun im Sommer einen Film – und trifft fünf von ihnen dort nach der Rückreise der Delegation, um den Film vorzubereiten. Mohammed indes wird er schon am Sonntag sehen. Krieg empfahl Frieder Wolf, Leiter des städtischen Büros für Internationale Angelegenheiten, Mohammed als Fremdenführer für die Delegation. Wolf war sofort begeistert. "So können sie mit der normalen Bevölkerung zusammenkommen", erklärt Krieg. Ein Programmpunkt ist es etwa, auf das Dach eines Hauses klettern, um zu sehen, wie nahe Christen und Muslime zusammenleben.

Wann der Film über das Leben der jungen Palästinenser zu sehen ist, ist unklar: "Die Filmstiftung NRW fördert uns, die öffentlich-rechtlichen Sender haben sich bisher aber noch nicht bereit erklärt, den Film zu zeigen", sagt Krieg bedauernd.

Lars Hering

Kölnische Rundschau, 8.4.2008
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