Pressetext
Die Provinz, die Revolte und das Leben danach
"Gemeinsam leben und politisch arbeiten" – der Wunsch verband 41 junge Leute, die im Mai 1974 das ehemalige Hotel "Kronenburg" in der westfälischen Bischofsstadt Münster bezogen. Unter ihnen Studenten, Lehrlinge, Berufstätige, eine Handvoll Kinder - und der Autor dieses Films. Er macht sich 30 Jahre später auf die Suche nach sechs ehemaligen Weggefährten. Was ist aus dem gemeinsamen Traum geworden? Wie hat sie die Zeit geformt und welche der alten Ideale spielen in ihrem heutigen Leben noch eine Rolle?
Die Protagonisten erzählen vom Aufbruch - von den hohen Ansprüchen und dem großen Elan, ein freieres Leben zu gestalten: mit einer selbstverwalteten Haus- und Wohngemeinschaft als Gegenmodell zur bürgerlichen Kleinfamilie; im Kampf um die Befreiung der Frauen; im Engagement für den Stadtteil; in der Jugend- und Strafgefangenenarbeit und vor allem in der Anti-AKW-Bewegung. Die selbstverwaltete Kneipe der "Kronenburg" war Treffpunkt der linksalternativen Szene in Münster – und Stein des Anstoßes für die Stadt. Der Polizeisprecher erinnert sich an seine Zeit als Streifenbeamter, als die "Kronenburg" observiert und Ruhestörungen mit Hilfe von Hundertschaften beendet wurden. Zu Wort kommen auch Nachbarn des Viertels, Stammgäste der gegenüberliegenden Kneipe, die noch heute überzeugt sind, dass nur Chaoten, Junkies und RAF-Angehörige das Haus bewohnt haben.
Was haben die "Spinner" bewegt, und was ist aus ihnen geworden? Ein freier Theater-Regisseur, ein Graphik-Designer, eine Grundschullehrern, eine Ärztin, ein Angestellter und eine Musiklehrerin versuchen, ehrliche Antworten zu geben. Jeder bemüht sich, im meist wenig spektakulären Alltag sozial verantwortlich zu leben. Jeder guckt immer noch über den Tellerrand seiner eigenen Existenz. Und vielleicht kann man sagen: alle sind in Bewegung geblieben. Keiner hat sich mit bequemen Lösungen zufrieden gegeben. Die Schlacht um die Weltrevolution war einfacher als es die Mühen des alltäglichen Lebens sind. Wie die Musiklehrerin Maria zu ihrem schräg tönenden Kinderorchester sagt: "Spielt mal leise und hört genau zu - es ist immer einfacher, laut zu spielen als leise. Wenn man leise spielt, hört man andere viel besser."