Startseite – Filme – Besetzter Traum – Materialien –

Hohe Ehre für außergewöhnliche Personen

Am Freitag dieser Woche auf Neujahrsempfang: Erwin Killat bekommt Ehrenbürgerrecht – Zudem werden sechs Martin-Römer-Medaillen verliehen

Erwin Killat wird Ehrenbürger von Zwickau. Die Verleihung der Urkunde an den Bürgerrechtler prägt den Neujahrsempfang der Stadt und der Stadtwerke am Freitag dieser Woche um 16 Uhr in der "Neuen Welt".

Zugleich bekommen sechs Personen die Martin-Römer-Ehrenmedaille überreicht: Dr. Wolfgang Böttger, Bernardo Grosser, Ernst Günter Haubold, Klaus Hertel, Robert Mehringer und Gisela Meierkord. Die Ehrenmedaille wird an Männer und Frauen vergeben, die "sich durch erfolgreiches Wirken und Eintreten für das Wohl oder Ansehen von Stadt und Bürgern besondere Verdienste erworben haben", wie es in der städtischen Satzung dazu heißt.

Dabei hätte Erwin Killat schon einmal zum Ehrenbürger ernannt werden sollen. In einer denkwürdigen und für Zwickau als peinlich eingestuften Abstimmung lehnte der Stadtrat 1997 den Vorschlag jedoch ab. Er werde die Urkunde jetzt trotzdem akzeptieren, sagte Killat auf Anfrage von "Freie Presse". Die Auszeichnung nehme er in Vertretung jener in Empfang, die in den Herbsttagen 1989 aktiv waren. "Es handelt sich in diesem Fall um eine Ehrung, bei der Personen hinter den Aktionen zurücktreten", so Killat.

Rathaus und Stadtrat haben die Auszeichnungen an die sieben Personen ausführlich begründet – hier die wichtigsten Argumente.

Erwin Killat (geboren am 20. März 1933): Mit der Ehrung soll seine herausragende politische Rolle in der Vorwende- und Wendezeit sowie sein vielseitiges ehrenamtliches Engagement für Demokratie, Gerechtigkeit und Frieden gewürdigt werden. Killat war Mitbegründer der Arbeitsgruppe "Konziliarer Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung", die 1987 in Zwickau ins Leben gerufen wurde. Die Arbeitsgruppe gründete sich in der Domgemeinde und weitete sich dann auf weitere Kirchgemeinden aus. Am 1. September 1988 eröffnete er mit Freunden die Frie-densbibliothek Zwickau in der Versöhnungskirchgemeinde. Ein Jahr danach gingen von der Friedensbibliothek die wichtigsten Impulse für die Gründung des Neuen Forums und weiterer demokratisch-oppositioneller Gruppierungen in Zwickau aus. Als Vertreter des Neuen Forums war er Teilnehmer am Runden Tisch. Killat organisierte die ersten Friedensgebete und führte die ersten Demonstrationen für eine friedliche Wende in Zwickau an. Er rief die Bürger auf, sich aktiv an der Umgestaltung zu beteiligen. Ihm ist es zu verdanken, dass von November 1989 bis zu den ersten freien Volkskammerwahlen im März 1990 an jedem Montag Demonstrationen stattfanden und diese friedlich verliefen.

Nach der Wende blieb der 68-Jährige weiterhin aktiv und erwarb sich Verdienste um die Festigung der Demokratie. So gründete er am 1. März 1990 den Landesverband Sachsen des Neuen Forums und war später Mitglied im Landessprecherrat. Heute wirkt Killat in Vereinen und Bürgerinitiativen, in der Kommunalpolitik, als Schöffe am Landgericht und in weiteren ehrenamtlichen Funktionen. Hervorzuheben sind auch seine Bemühungen gegen Rechtsradikalismus und Rassismus. Er bleibt damit seinem Engagement für Demokratie, Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung treu. Killat hat die Entwicklung der Stadt in herausragender Weise seit der politischen Wende beeinflusst und sich damit besondere Verdienste erworben. Zudem hat er durch sein Engagement und Wirken für die Stadt und ihre Bürger eine spürbare Verbesserung der Lebensverhältnisse erreicht. Der Cainsdorfer erfüllt damit mehrere Kriterien, die der Stadtrat für die höchste Zwickauer Auszeichnung, eben die Verleihung des Ehrenbürgerrechts, vorgesehen hat.

Rainer Räch

Freie Presse, 11. Januar 2002
SeitenanfangImpressumDatenschutz