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Brief an einen verstorbenen Freund

Lieber Bawo,

Dein weites Herz schlägt nicht mehr. Ich vermisse Dein Lachen. Deine Energie wirkte ansteckend. Du hast den Menschen Mut gemacht, sich etwas zuzutrauen und Dinge anzupacken. Du hast Grenzen überwunden und Deinem Volk, Deiner Kultur Respekt verschafft. Dir ist es gelungen, Menschen wie mich in Eure Welt einzuführen und mich für sie einzunehmen.

Bestimmt hast Du Dir mit Deiner Rolle, als Vermittler zwischen Deinen Leuten und uns Gadjos unermüdlich für die Anerkennung Eurer Kultur und Besonderheit zu kämpfen, nicht nur Freunde gemacht,- dafür sind die Barrieren und Denkblockaden auf beiden Seiten immer noch zu hoch. Schon jetzt – glaube ich aber – wird Dein Beispiel Schule machen. So beiläufig, wie an heißen Sommertagen die übergroße KZ-Nummer zum Vorschein kam, die Dir die Nazis als Kleinkind auf Deinen Unterarm tätowiert hatten, so wenig hast Du Eure Verfolgung und Diskriminierung aus rassistischen, menschenfeindlichen Motiven zum Maßstab Deines Verhaltens gegenüber uns Gadjos gemacht, obwohl Dich die Alpträume nachts heimgesucht haben. Du hast uns die Hand gereicht, um Dir und Deinem Volk unbefangen gegenüberzutreten.

Dein unvermuteter Tod hat unsere Pläne zunichte gemacht. Wir hatten noch viel zusammen vor. Von Filmvorführungen unter freiem Himmel an lauen Sommerabenden muss ich jetzt allein weiterträumen. Aber ich wünsche mir sehr, dass Du auch durch unseren gemeinsamen Film und Deine Lieder in den Herzen der Menschen weiterleben wirst.

Robert Krieg

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